POLYAMORIE
Polyamorie („Viele Lieben“) steht für die Idee, zur gleichen Zeit mehrere Menschen lieben und mit ihnen Beziehungen leben zu können, ob mit einer Haupt- und anderen Nebenpartnerschaften, vielen gleichwertigen Kontakten oder in einer gemeinschaftlichen Mehrfachkonstellation. Dabei geht es darum, geliebte Menschen frei zu lassen, sowohl körperlich als auch emotional.
All das kann nur entstehen auf der Grundlage von Offenheit, Ehrlichkeit und Achtsamkeit allen Beteiligten gegenüber. Wenn wir Ängste und Bedürftigkeiten fallen lassen, können wir Menschen unvoreingenommen im Hier und Jetzt begegnen. Wir entdecken gemeinsam, was uns aneinander interessiert, unabhängig von allen anderen, die wir kennen. Sexualität kann dabei eine Rolle spielen, muss aber nicht.
Polyamorie
Wenn die Liebe fließt...
Warum bin ich eifersüchtig, wenn mein_e Partner_in mich „betrügt“?
Warum glaube ich immer wieder, die Liebe meines Lebens gefunden zu haben und werde dennoch irgendwann „ent-täuscht“?
Warum soll es nicht möglich sein, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben?
Seit 23 Jahren beschäftige ich mich mit diesen Fragen und dem Thema Liebesbeziehungen. Nach vielen theoretischen Überlegungen und Gesprächen lebe ich nun seit 12 Jahren polyamor, d.h. es gibt in meinem Leben mehrere Menschen, mit denen ich mich liebevoll verbunden fühle und die alle voneinander wissen. 9 Jahre habe ich mit einer Frau und ihren Kindern zusammen gelebt und diese Lebensform erforscht - sicher nicht nur eine einfache Zeit, und doch habe ich noch nie so viel über mich und das Leben gelernt.
Offene, ehrliche Begegnungen ohne Tabus und Schuldzuweisungen sind für mich der Kern der Polyamorie. Sie geben mir die Möglichkeit, mich zu entdecken und weiter zu entwickeln. Wenn ich ganz bei mir bin und mich gleichzeitig ganz auf andere einlasse, ist das Leben so aufregend und spannend, dass Fernsehen & Co zur Zeitverschwendung werden. Verantwortung, Verlässlichkeit und Verbundenheit sind dabei keine Widersprüche zur Freiheit der Polyamorie - sie können Teile einer anderen Art von Beziehung werden.
Meine Polyrunden, Vorträge, Workshops und Forschungsreisebegleitungen richten sich sowohl an Singles und Paare, die sich an diese Idee herantasten möchten als auch an Menschen, die bereits so leben und sich über ihre Erfahrungen austauschen wollen. Es geht mir darum, gemeinsam Bewusstheit im Leben, Offenheit und Ehrlichkeit mit anderen und Selbstverantwortung zu entdecken und zu erlernen.
Ich freue mich auf Neugierige und Kritiker, auf Neulinge und alte Hasen, auf Einmalig-Kommende, Wiederholungstäter_innen und gerne auch Veranstalter_innen, die mich mit einem Vortrag oder Workshop einladen,
Christopher
Beziehungsformen
Welche Beziehungsformen gibt es eigentlich?
Ich wünsche mir, dass jede*r frei ist, die Form zu wählen, die im Moment am besten zu ih*m passt!
Monogamie: die Einehe (Liebesbeziehung nur zu einer Person), mit eine*r Partner*in ein Leben lang zusammen bleiben bei sexueller und emotionaler Exklusivität
Serielle Monogamie: mit nur eine*n Partner*in zur gleichen Zeit zusammen sein bei sexueller und emotionaler Exklusivität – Trennung ist nicht ausgeschlossen
Serielle Monoamorie: nur eine*n Partner*in zur gleichen Zeit lieben
Polygamie: die Vielehe, in Deutschland verboten, in wenigen Kulturen möglich. Meist: ein Mann hat mehere Frauen (Polygynie), selten: eine Frau hat mehrere Männer (Polyandrie)
Freie Liebe: Entstanden aus der 68'-Student*innenbewegung, Ziele: Abschaffung der Ehe und Kleinfamilie, Auflösung der Paarbeziehung, freie Sexualität; Liebe und Sexualität ohne die Beachtung tradierter sozialer Normen ausleben.
Offene Beziehung: Zweierbeziehung, bei der sexuelle Kontakte zu anderen möglich sind, häufige Vereinbarung: „Don't ask, don't tell“
Swingen: keine Beziehungsform; sexuelle Begegnungen außerhalb verbindlicher Beziehungen haben
Beziehungsanarchie (auch BA, oder relationship anarchy/RA): jede Beziehung entsteht auf Basis individueller Wünsche; Beziehung nach dem Freundschaftsprinzip; keine formelle Unterscheidung zwischen verschiedenen Typen von Beziehungen (Freundschaft/Kumpelei/Liebesbeziehung)
Polyamorie: Lebensweise, auf Langfristigkeit angelegte Liebesbeziehungen zu mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit haben zu
können, mit vollem Wissen und Einverständnis aller beteiligten Partner*innen.
Unterformen der Polyamorie
Polyfidelity: Gruppenbeziehung zu dritt, viert oder mehreren bei sexueller und emotionaler Exklusivität
Hierarchische Polyamorie: mehrere Partner*innen, die unterschiedlich viel Einfluss auf das Alltagsleben haben (Primarys, Secondarys, Thirtarys, Friends with Benefits)
Gleichwertige Polyamorie: Mehrere Beziehungen, die in der Wertigkeit nicht unterschieden werden
Solopolyamorie: Beziehung zu sich selbst steht an erster Stelle
Fremd gehen - Betrügen - Eifersucht - Konkurrenz - Trennung - Beziehungsunfähigkeit -
Einsamkeit
Begriffe, die für die meisten von uns untrennbar mit Liebesbeziehungen verbunden sind. Sind sie eben einfach die andere Seite der Liebesmedaille? Oder gibt es eine
Möglichkeit, unserem Wunsch nach Individualität auch in diesem Bereich nachzukommen?
Seit einiger Zeit geistert der Begriff Polyamorie durch die
Medien, und niemand scheint so recht zu wissen, was damit gemeint ist, außer denen, die gern große Sex-Skandal-Schlagzeilen schreiben und lesen. Zwar ist die Übersetzung schnell gefunden (Poly-viele,
Amory-Liebe), doch gibt es sicher so viele Definitionen dazu, wie Menschen die so denken. Und das ist auch gut so, denn mit Polyamorie ist die Vielfalt der Beziehungsformen
gemeint, eigentlich könnte man sagen, Polyamorie ist im Gegensatz zur Monogamie Konzeptlosigkeit.
Konzeptlosigkeit mit Ehrlichkeit und Offenheit: jede Beteiligte weiß von allen Bescheid! Ich habe erfahren, dass es auch anders geht in der
Liebesbeziehung als wir das in den meisten Liebesfilmen, -liedern und -geschichten erzählt bekommen. Wir können frei sein und gleichzeitig verbunden!